Donnerstag, 3. April 2008

Frankreich und Europa: Eine Freundschaft par excellence

Es kann schon möglich sein, dass selbst in Frankreich die neuesten Informationsquellen wie Radio, Fernsehen oder gar Internet noch nicht in alle Haushalte Einzug gefunden haben. Auch von Printmedien scheinen einige Leute noch nichts gehört zu haben, vor allem nicht die Verkäuferin in einem gewissen Café Tabac in Clermont (in dem der Weg zur nächsten Zeitung wohl nicht länger als ein Meter sein dürfte). Bei ihr habe ich nämlich eines Tages Briefmarken gekauft, die ich für Briefe nach Deutschland verwenden wollte. Da ich mir nicht sicher war, fragte ich noch einmal bei ihr nach, ob die Marken für Deutschland gelten. Die Dame fragte mich daraufhin, ob Deutschland denn Mitglied der Europäischen Union sei. Auch nachdem ich ihr dies bestätigte, bevorzugte sie es, dann doch noch mal ihren Kollegen zu fragen. Naja, es ist eben nicht jeder immer auf dem neuesten Stand der Dinge.
Aber das war nicht alles. Einige Wochen später erkundigte ich mich bei meiner Bank in Clermont, wie viel Gebühren für eine Überweisung auf ein deutsches Konto anfallen würden, woraufhin mich die Bankangestellte mit großen Augen ansah und fragte: „Hat Deutschland denn den Euro?“. Zu ihrer Verteidigung muss man natürlich sagen, dass während der Ausbildung dieser mitfünfziger Dame Europa noch in den Kinderschuhen steckte und noch nichts über den Euro in der Berufsschule diktiert wurde. Dennoch scheint es etwas verwunderlich, dass selbst im Bankgeschäft nicht allen klar ist, dass auf jeglichen eingehenden Auslandsüberweisungen nicht mehr Mark, Lira oder Peseta, sondern stets ein €-Zeichen zu sehen ist. Da ist es dann doch noch verständlicher, dass eine Beschäftigte eines Clermonter Internet-Cafés noch nie das Wort „Realplayer“ gehört hat. Oder wurde dieser Begriff etwa zu einem „lecteur réel“ französisiert?
Auch wenn hier natürlich nicht alle über einen Kamm geschert werden sollen, muss man doch sagen, dass sich einige Franzosen (nicht zuletzt zur Rettung ihrer Vertrauenswürdigkeit) etwas mehr mit der europäischen Realität auseinandersetzen sollten.


Anika

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