Donnerstag, 3. April 2008

Gloane Boarische Landeskund

Da wir nun ja bald wieder in Bayern sind, wo der Himmel immer ein bisschen blauer ist als sonst wo, s’Bier ein bisschen schmackhafter, die Weißwurscht (Tendenz, aus dem „s“ ein „sch“ zu machen, besonders in Schwaben) und der Schweinsbraten (so wurde mir zumindest berichtet…) leckerer…überhaupt wundert’s mich, warum noch nicht Milch und Honig fließen bei uns. Aber Ernst beiseite. Da wir nun ja bald im Freistaat Bayern sind, dürfte den Neuankömmlingen eine kleine Einführung ins Bayerische nützlich sein. Ich erdreiste mich jetzt mal, diesen Versuch zu starten, meine bayerischen Landesgenossen mögen meine Ausführungen ergänzen mit ihrem jeweiligen Lokalkolorit.
Bayern ist das größte Bundesland Deutschlands. Traditionell gliedert sich unser schönes Land in drei Teile: Franken (Ober-, Mittel- und Unterfranken), Schwaben und Altbayern (Ober- und Niederbayern und Oberpfalz). Ein Tipp hierzu: Nie, nie, niemals zu einem Franken sagen, er sei ein Bayer. Aber ihr seid ja eh in Altbayern gelandet, Rengschburg liegt nämlich in der Oberpfalz. Hauptstadt Bayerns ist Minga (München). Politisch gesehen haben wir gerade eine Revolution hinter uns: Ein Franke (!), noch dazu ein Protestant (!!!) hat die Geschicke des Landes in seinen Händen, namentlich Günther Beckstein, seitdem unser Edmund Stoiber (Thronbesteigung erfolgte 1993) gegangen wurde- äh sich Brüssel gewidmet hat, zum Bürokratieabbau wohlgemerkt. Ihr sagt jetzt vielleicht: Was heißt hier Revolution? Das wär’s erst, wenn die CSU mal nicht mehr das Sagen im traditionsverwurzelten Bayern hätte. Aber in Bayern laufen die Dinge ein bisschen anders, das Raum-Zeit-Kontinuum hier ist genauso tiefschwarz (Schwarz ist neben Weiß-Blau die Lieblingsfarbe des Bayern an sich) und undurchsichtig wie die politischen Seelen der bayerischen Politiker. Deswegen geht auch alles ein bisschen langsamer und wird erst mal am griabign(gemütlichen) Stammtisch diskutiert, ob’s ned a rechta Schmarrn is (Unsinn) und die Politker eigentlich derbleckt gheradn(verspottet werden müssten. „gheradn“ ist der gängige Konjunktiv, „Derblecken“ ist das kritische Betrachten politischer Vorgänge in Bayern, siehe dazu auch den „Nockerberg“) Das Derbleckn ist auch die Lieblingsbeschäftigung der vielen bayerischen Kabarettisten, zum Beispiel Bruno Jonas, Gerhard Polt, die Biermösl Blosn
Wenn ihr in Bayern essen wollt, solltet ihr eher karnivor veranlagt sein. Wenn dem so ist, seid ihr hier genau richtig, es gibt alles, was das Fleischesserherz begehrt. Wenn ihr allerdings „Brötchen“ (ihr seht schon, wie es mir widerstrebt, dieses Wort zu benutzen) wollt, dann sagst um Herrgottswuin ja nicht „Brötchen“, sondern Semmel oder auch „a Brezn“, zu bezahlen mit Diridari (Bezeichnung für alle Zahlungsmitteln in Bayern).
Im Umgang mit bayerischen Menschen solltet ihr nicht überrascht sein, wenn ihr ein Hirnbatzl bekommt. Ein „Hirnbatzl“ ist ein katapultähnlicher Fingerhieb mit der Zeigefingerspitze gegen die Stirn, liebevoll gemeint natürlich wie auch sonst die öfter derbe Art der Bayern. Überhaupt werdet ihr in Bayern oft auf Grantler treffen. Ein Grantler ist ein mürrischer, aber im Herzen doch gutmütiger Mensch.
So, nun aber mal zu konkreten Dingen: Eine kleine Auflistung mit Wörtern, die ihr wie Vokabel verinnerlichen solltet, um in Bayern zu überleben.












Idiomatische Verwendung
Ja, da legst di nieder!
Ein Ausdruck des Erstaunens
in jeder Situation verwendbar;-)
Gfries
Gesicht, Grimasse;
a Gfries ziang: seinen Unmut über etwas durch die Mimik zum Ausdruck bringen
Gfrett, auch: Gschieß
etwas Umständliches
Mei, is des a Gfrett!
damisch
verrückt
Ja sogamoi, bistn du vollkommen damisch?
Fensterln
bayerisches Flirten
Da Romeo fensterld bei da Julia.
Bussln
sich küssen
Derf i dia a Bussl gem? (=Darf ich dich küssen?)
Gstanzl
Liedform im Drei-Viertel-Takt, meist spöttisch
a Gstanzl singa
Zamperl
kleiner Hund
In München gibt es so genannte „Zamperltrinkstellen“: also Wassernäpfe für Hunde
Schädlwêh
Kopfschmerzen
Wer des freiwille saufd, brauchd se üba Schädlwêh ned beklagn.
Durscht
Durst
I hob Durscht, a Mass bitte.
feschs Madl
ein hübsches Mädchen
oh là là, da wird der Bayer charmant. Franco-Bayerische Interkulturelle Kommunikation bahnt sich da an…



Fluchen auf Bayerisch:

Schau, dass´d Land g´winnst du Depp!
Aufforderung, zwischen sich und die betreffende Person einen gewissen Sicherheitsabstand zu bringen
I glaub´ dir brennt der Huat!
Ich glaube, du spinnst.
Kruzinesen!
Kreizsacklzement!
Zefix!
Himmeherrgottsakrament!

Ausdruck über Verärgerung
Muhackl, dreckerter;
Schlawiner;
Hundling
gscherda Hammel
gerissene/ schlaue Person; positiv und negativ zu verstehen, bis auf den letzten Fluch, der ist eindeutig negativ
Zipfeklatscher
schon mal pardon im voraus: Hochdeutsch lautet die Übersetzung „Wichser“
Britschn
negative Bezeichnung für eine Frau, im Hochdeutschen wohl am ehesten mit „Schlampe“ zu übersetzen

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